Sonntag, 6. Mai 2012

Crazy Heart - von Musikern für Musiker!

von Gastautor Thorsten Scheerer

Crazy Heart ist ein Musikfilm über Musiker, von Musikern für Musiker: "Über"-Produzent T-Bone Burnett zeichnet sich für die Film- und Musikproduktion verantwortlich und liefert neben einem grandiosen Countrymusik-Soundtrack ein filmisches Meiserstück an Authentizität ab. Ein glaubwürdiges Schauspiel über Ruhm und Niedergang eines Heroen der US-Countrymusik, der die späten Tage seiner Karriere tingelnd durch Bars verdingt, bis er in seinem ärgsten Konkurrenten, einem jungen und aufstrebenden Countrystar, wie er selbst einst einer war, seine größte Chance findet.
Und die nutzt er. Zwar widerwillig, aber in Demut. Sein größter Feind wird sein engster Verbündeter. Sein ärgster Feind beschert ihm seinen größten Erfolg. Einen Erfolg, der so groß ist, dass er alleine gar nicht tragbar ist, sondern abstrahlt auf Freunde, (Musiker-) Kollegen, Plattenfirma, Fans. Das persönliche Glück wird zum Glück aller.
Crazy Heart ist ein Lehrstück über das "über seinen eigenen Schatten springen", ein Lehrstück über das "sich einlassen", ein Lehrstück darüber, dass es viele gibt, die einem Türen öffnen - aber nur einen, der durch sie hindurchgehen kann: man selbst. Ein Lehrstück über die Einsamkeit des Rock'n'Roll Lifestyles, denn man geht allein: durch die Türen, auf die Bühnen, zum Erfolg. Ein Lehrstück über das "seinen Platz im Leben finden"...

...und am Ende wird alles gut.

Wird am Ende alles gut? Nein, das wird es nicht. Aber es wird fast alles gut, und wenn noch nicht alles gut ist, ist es nicht das Ende - wie im echten Leben. Daher ist dieser Film ein glaubhaft authentischer Glücksgriff. Mit glaubhaft authentischen Schauspielern und glaubhaft authentischer Musik - von T-Bone Burnett eben ... Soundtrack zu Crazy Heart: Pflichtkauf! Film ansehen: Optional. Denn Crazy Heart ist so sehr ein Musik(er)film, dass es Zuschauern, die noch nie in ihrem Leben in dieser Branche Erfahrung sammelten, schwer fallen mag, die mitreißend gespielte Story emotional nachzuempfinden.
Für Musiker gilt das Gegenteil: Wer in Crazy Heart sich nicht selbst ertappt und wiedererkennt, wer am Ende des Films nicht zugibt, dass er das alles so oder so ähnlich schon selbst erlebt, gefühlt und erfahren hat - oder zumindest eingesteht, es geträumt zu haben -, der hat noch nie Musik gemacht...

...so gesehen ist Crazy Heart jedoch eine herausragende Gelegenheit, dann zumindest endlich damit zu beginnen.