Dienstag, 28. Februar 2012

Konzertbericht - Rock im Park 1996

Ich gehe ja immer noch historisch bedingt eher blind durch die Gegend, was "contemporary music" betrifft. Tiefere Bildung was Interpreten und Songs betrifft habe ich eigentlich nur bei den Stücken, die ich selbst gespielt habe (darum bin ich ja vor allem Thorsten Scheerer, Andreas Sch. und Jörg R. so dankbar, weil diese meinen musikalischen Horizont - in der Zeit, in der wir zusammen gespielt haben - so stark erweitert haben).
Außerdem haben die zwei Festivals (die ich beide mit meinem Schulfreund Tobias M. besucht habe) viel für meine musikalische Bildung getan.
Ein paar Anekdoten kann ich zum Rock im Park 1996 erzählen. Das war übrigens das letzte Mal, dass diese Parallelveranstaltung zum Rock am Ring in München im Olympiastadion stattfand. Das Line-Up enthielt:

  • Mike & the Mechanics
  • Herbert Grönemeyer
  • Die Toten Hosen
  • Bryan Adams
  • K’s Choice
  • Alanis Morissette
  • Paradise Lost
  • Rage Against the Machine
  • Zucchero
  • Sting
  • Sepultura
  • The Fugees
  • Guildo Horn
Das Wetter war regnerisch - wie üblich übrigens, mein Freund Steve (damals selbst in der Radio-Szene unterwegs) erzählte mir, dass die Moderatoren von Bayern 3, die die Anmoderationen machen, danach immer im Radio ausfielen, weil ihre Stimme total weg war).
Mike & the Mechanics
Super Beispiel für meine musikalische Ignoranz:
Ich: Wer issn des?
Tobias: Ja, die sind schon bekannt.
Die beteiligten Namen Mike Rutherford, Paul Young sagten mir schon was. Aber Songs zuordnen konnte ich damals keinen einzigen. Bis im Konzert die Gassenhauer kamen wie "Another Cup of Coffee" und "Beggar on a Street of Gold"...

Herbert Grönemeyer
Ein super Gig. Genau zwischen den Alben (und Tourneen) "Chaos" und "Bleibt alles Anders" gelegen, hatte man den Eindruck, die Jungs freuen sich tierisch, mal wieder zusammen spielen zu können. Da passte zwar nicht jeder Ton, dafür aber waren Groove und Stimmung spitze. Und ein Hammer-Rock-Arrangement von "Männer" mit einem sehr einprägsamen Gitarren-Riff - deutlich cooler als die Studioversion. Ich wünschte, davon hätte ich ein Bootleg.

Die Toten Hosen
Ebenfalls Spitzenklasse. Gut, dass die Hosen eine Liveband sind, war ja eigentlich auch klar (Grönemeyer ist übrigens auch ein hervorragender Liveperformer mit toller Präsenz). Lustig auch Campinos Test für die Reichweite der Mikrofonsender. Irgendwann während des Gigs ist er runter von der Bühne und rauf auf die Gegentribüne (verkauft wurde nur Innenraum und überdachte Tribüne), wo ein paar Zuschauer vereinzelt saßen. Und das wieselflink. Und seine Leibwächter immer hinterher :-).

Bryan Adams
Ja, er macht 'ne tolle Show. Und ja, er hat eine tolle Band. Er hat auch ein paar klasse Gassenhauer geschrieben. Aber letztendlich höre ich lieber drei, vier Songs von ihm von einer Partyrock-Coverband, als ein ganzes Konzert von ihm persönlich. Das wird nämlich irgendwann langweilig. Vor allem, wenn man feststellt, dass er auf jedem Konzert genau die gleiche Show abzieht. Die gleichen Witze, die gleichen Aktionen.

Sting
Bei Sting bin ich mit einem sehr merkwürdigen Gefühl der Enttäuschung rausgegangen. Technisch war das alles einwandfrei. Der Sound: Ich habe noch nie kein Konzert erlebt, bei dem bei solch brüllender Lautstärke der Sound so glasklar und differenziert ist. Ich meine damit: Das Konzert war wirklich an der Schmerzgrenze der Ohren, aber man konnte jedes Instrument, jeden Ton ganz deutlich hören und orten.
Auch die Darbietung, die Musiker: Alles perfekt, kein falscher Ton. Leider auch keine Bewegung. Da stand dann Sting in der Mitte mit seinem Rudel Studio-Mugger um sich rum und hat die Songs gespielt. Genausogut hätte ich die CD abspielen können und ein Foto von Sting anschauen können. Besonders deutlich wurde dieses Defizit, wenn er die alten Police-Nummern spielt. Die funktionieren so nicht, da muss auf der Bühne der Punk abgehen bei einem Song wie "Roxanne" oder "I can't stand loosing".

Generell: Der Sound wurde an beiden Tagen besser, je später es wurde. Mittags noch Matsch und Mulm, bis abends dann (besonders bei Sting) brilliant und toll. Offensichtlich dürfen sich bei den "Nicht-Headlinern" noch die Azubis und Praktikanten am Pult austoben, was bei einem solchen Event mit schwierigen akkustischen Bedingungen offensichtlich nur schiefgehen kann.

Und die beiden besten Konzerte (mit Abstand) waren die beiden deutschen Headliner "Tote Hosen" und "Grönemeyer".