Mittwoch, 10. August 2011

95% Musiker - 5% Sax

Ich hatte ja schon einmal ein Blog begonnen, sogar mit dem gleichen Titel: Wo Rockt! Damals ging es in erster Linie um meinen - inzwischen abgebrochenen - Versuch, Saxophon zu lernen. Ich möchte ein paar Einträge aus diesem Blog hier noch einmal veröffentlichen, denn diese haben schon viel über meine damaligen Gedanken und Gefühle ausgesagt.

So schrieb ich z.B. am 08.02.2007:

Im saxophonforum.de habe ich heute einen Thread mit dieser Überschrift gelesen. Zwar konnte ich das konkrete Beispiel (Anspielen von Instrumenten beim Händler) nicht nachvollziehen, aber meine Gedanken zu diesem Thema habe ich mir auch schon gemacht.
Ich habe ja Zeit meines Lebens Instrumente gespielt, bei denen der Ton einfach da war. Sei es ein Klavier, sei es ein E-Bass, man drückt eine Taste und der Klang ist da. Natürlich kann man mit einer stärkeren Greifhand auch beim E-Bass einen schöneren Klang erzeugen - ja, auch beim bundierten - und auch beim Klavier sind Unterschiede im Anschlag zu hören. Aber diese Instrumente sind doch verhältnismäßig leicht zum Klingen zu bringen. Wenn ich dagegen das Saxophon nehme, dann investiere ich unheimlich viel körperliches Geschick in dieses Instrument. Atmung, Stütze, Feinmotorik in den Gesichtsmuskeln, Feinmotorik in den Fingern, dazu noch das böhmsche Griffsystem, das für einen Pianisten - der gewohnt ist, dass die Töne in genau der Reihenfolge, die natürlich ist, vor einem liegen - die wahre Hölle ist, das hat alles sehr unmittelbar mit dem Körper zu tun. Und selbst ich mit meiner kurzen Erfahrung merke schon beim Üben am Abend, ob ich einen ruhigen oder stressigen Tag hatte, ob ich fit bin oder kränkele, ob ich in diesem Augenblick in der richtigen Stimmung bin, um Musik zu machen.
Auch mein Saxophonlehrer referenziert auf diese Erfahrung. Bei bestimmten Übungen (speziell im Tieftonbereich) erklärte er mir, dass er, wenn er diese selbst bei Einspielen spielt, er genau merkt, ob der folgende Gig gut oder schlecht für ihn laufen wird. Es bleibt dabei, Saxophon ist ein äußerst körperliches Instrument und daher wird jeder Einfluss, der auf den Körper (und auch die Seele) wirkt, direkte Auswirkungen auf das Spiel haben.
Nur zum Schluss ein kleiner Vergleich: Ich habe vor einiger Zeit einen Gig mit dem Bass gespielt, der mir aus verschiedenen Gründen mächtig gegen den Strich ging. Ich war also wirklich permanent schlecht drauf, in mich zurückgezogen und grummelig (und zwar so sehr, dass es selbst meinen unsensiblen Mitmusikern aufgefallen ist). Trotzdem konnte ich mit dem Bass eine vernünftige Vorstellung abliefern, der Auftritt war ein voller Erfolg. Ich glaube nicht, dass mir das unter den gleichen Bedingungen mit dem Saxophon gelungen wäre.